Dafür sind unzählige biochemische Reaktionen nötig. Diese laufen in der Haarwurzel aus und sind längst noch nicht bis ins kleinste Detail erforscht (aus diesem Grund gibt es auch noch kein wirksames Mittel gegen Haarausfall). Außerdem ist jedes Haar einem bestimmten biologischen Rhythmus unterworfen, was die Sache noch komplizierter macht.
Die ersten Haaranlagen entstehen bereits im dritten Monat der Schwangerschaft. Ist das Kind dann geboren sind alle Haaranlagen (Haarfollikel) vollständig ausgeprägt. Von da an durchläuft das Haarfollikel aktive und passive Phasen. Das heißt das Haar wächst nicht kontinuierlich wie etwa Nägel, sondern in Schüben mit ausgedehnten Ruhepausen, an deren Ende es dann ausfällt. Das Haarfollikel ist damit das einzige menschliche Organ, das wie ein Embryo im Mutterleib verschiedene zyklische Stadien durchläuft. Warum das so ist, ist bis heute noch nicht erforscht.
Unser Haar befindet sich in drei verschiedenen Entwicklungsstadien:
Der Wachstumsphase, der Übergangsphase und der Ruhephase. Diese drei Phasen sind unterschiedlich lang und können durch äußere und innere Einflüsse verschoben werden.
Die Wachstumsphase:
Ca. 85 Prozent der am Kopf sichtbaren Haare befinden sich in diesem Zustand. Sie dauert ungefähr 3-7 Jahre. In dieser Phase nennt man die Haare “ Anagen- Haare“. Während dieser Phase stehen die Haarwurzeln noch tief in den untersten Schichten der Kopfhaut. Hier teilen sich die Haarzellen ständig, so das ca. alle 24 Stunden ein neues Haar entsteht.
Die Übergangsphase:
Ca. 1 Prozent der Haare befindet sich in dieser Phase, da die nur wenige Tage dauert. Die Zellteilung im Follikel hört abrupt auf, das Haar verhornt und ist komplett.
Die Ruhephase:
Sie dauert zwischen 3-4 Monaten. Ca. 15 Prozent der Haare befinden sich in ihr und am Ende steht der Haarausfall. Normal sind bis zu 100 Haare am Tag. Außerdem wachsen im Notfall nach dem Ausfall neue Haare nach, der Zyklus beginnt von vorn. Der Haarfollikel der in den vergangenen Jahren und Monaten das Haar an die Oberfläche der Kopfhaut geschoben hat, wandert, nachdem das Haar ausgefallen ist, wieder in tiefere Schichten der Kopfhaut und beginnt mit der Produktion eines neuen Haares. Die Steuerung der Follikel sind bei jedem Menschen verschieden und erblich festgelegt.
Niemals befinden sich alle Haare im gleichen Entwicklungsstadium.
Die Haarzyklusstadien sind bei Mann und Frau gleich, unterscheiden sich aber altersbedingt, wodurch sich erklärt, warum bei vielen Menschen das Haar mit zunehmendem Alter dünner wird. Es spielen aber außer den erblichen auch hormonelle und jahreszeitliche Einflüsse eine Rolle. Wie dem auch sei, das was da auf unserem Kopf passiert, ist ein kleines Wunder der Natur.